Rede von Insa zum Start des Klimastreiks in Selm

Hallo super schön, dass ihr alle hier seid!

Bevor wir jetzt gleich los marschieren, möchte ich jetzt schon einmal danke sagen. Danke an diese wundervollen Menschen, die sich eingebracht haben und mit tollen Ideen und Engagement diesen Tag hier in Selm überhaupt möglich gemacht haben. Ganz besonders muss ich hier glaube ich auch den Klimatreff nennen. Das bedeutet mir echt unglaublich viel und ich freue mich auf die nächsten sehr sehr geilen Stunden mit euch.

Lasst uns ganz Selm zeigen, dass wir bereit sind die Herausforderungen der nächsten Jahre anzunehmen. Dass wir bereit sind mit tausenden Menschen aus ganz Deutschland und der Welt heute solidarisch für unsere Zukunft und das Leben der zahlreichen Menschen, die jetzt schon durch die Klimakrise gefährdet sind auf die Straße zu gehen.

Da wären wir auch schon bei einem Punkt auf den ich gleich am Anfang gern eingehen würde.

Ja ich bin im letzten Jahr viel gereist, weswegen meine CO2-Bilanz lange ziemlich für den Arsch war und ich zwar jetzt das meiste davon durch atmosfair kompensiert habe, doch darüber möchte ich heute gar nicht reden.

Ich möchte über die Menschen reden, die ich auf meinem Weg kennen gelernt habe.

Ich möchte über die Familien reden, bei denen ich in Jakarta, Bogor oder andern Städten in Indonesien gelebt habe. Ich möchte über die Momente reden in denen, diese Menschen mir peinlich berührt bei meiner Ankunft erzählten, ich würde in den nächsten Tagen ihre Dusche nicht benutzen können, da sie aufgrund von ausbleibenden Regen und absinkenden Grundwasser kein Wasser mehr in ihrem Brunnen haben und erst mal tiefer buddeln müssen, um wieder an eine Quelle zu kommen.

Ich möchte darüber reden, dass es mir das Herz bricht zu hören, dass Jakarta als Hauptstadt Indonesiens aufgegeben wird und nach Borneo verlagert wird, da sie bereits zu weit unter dem Meeresspiegel liegt.

Es bricht mir das Herz, weil es mir so unglaublich leid tut.

Leid tut für diese kleinen Kinder, die immer wieder jeden Tag zu mir kamen und mit mir reden wollten, weil sie gerne englisch lernen wollten und nach „Miss what’s your name?“ nie weiter wussten und trotzdem super glücklich damit waren.

Es tut mir leid für die Jugendlichen und jungen Väter und Mütter, die so unfassbar herzlich und gut gelaunt mich und viele andere Besucher täglich mit auf Wandertouren genommen haben, um ihrer Familie ein Leben zu ermöglichen oder von einem Studium träumten. Es tut mir leid, weil ich nicht weiß, was mit diesen Menschen in den nächsten Jahren passieren wird.

Es tut mir weh, weil diese liebenswerten Menschen wahrscheinlich mit am wenigsten dafür verantwortlich sind, dass ihr Zuhause bald immer öfters unter Wasser steht. Denn unser Meeresspiegel steigt an und sie liegen ziemlich tief.

Für diese Menschen stehe ich heute hier und für diese Menschen möchte ich heute mit euch durch Selm laufen und ordentlich laut sein. Diesen Menschen läuft die Zeit davon und deswegen müssen wir jetzt unsere Stimmen erheben.

Doch das Gute ist wie frustrierend sich das auch anhören mag: Wir sind nicht hilflos. Wir können das Ruder rum reißen. Es ist 2019 und noch nicht 2040 oder 2050. Es ist der 20. September und heute werden wir so oder so Geschichte schreiben. Deswegen lasst und jetzt diese Zeit nutzen und aufwachen.

Lasst und heute diesen bedeutenden Tag in der Geschichte der Klimabewegungen nutzen, um ein Fundament für noch viele folgende tolle Aktionen zu legen.

Lasst uns heute für diese Menschen etwas Wundervolles kreieren, diesen Tag zelebrieren und ordentlich laut sein.

Auf geht’s!