Bürgerinformationsveranstaltung am 4.11., ein persönliches Resümee

Sehr geehrter Herr Löhr,

ich weiß,

dass wir nicht die Welt retten,
dass wir begrenzte Mittel haben,
dass ich persönlich einen viel zu großen CO2 Abdruck habe und mich oft klimaschädlich verhalte.

Es tut mir weh, wenn ich diese unerbittliche, globale Klimakatastrophe vor mir sehe und dann Diskussionen erlebe, in denen es nicht wirklich um eine gemeinsame Weiterentwicklung geht.

Angesichts der Tatsache, dass ich nicht weiß, wie ich persönlich damit umgehen kann, zu einer Gruppe von Menschen zu gehören, die diese Erde an den Rand des Zusammenbruchs getrieben hat. Und schon gar nicht, wie ich meiner Tochter sagen kann, dass wir diese Probleme bereits vor dreißig Jahren kannten und bis heute nicht mit aller Konsequenz aktiv geworden sind –

Angesichts dessen, dass alle wissenschaftlichen Prognosen sagen, wir müssen uns sehr viel früher als ursprünglich gedacht der Tatsache stellen, dass das Überleben der Erde und damit der Menschheit massiv bedroht ist –

Angesichts dessen, dass Klimaschützer, wie z.B. Jem Bendell oder Joanna Macy, nicht mehr darüber sprechen, wie man die Katastrophe abwenden, sondern wie man sich auf die bevorstehende Katastrophe vorbereiten kann und wie wir mit dem Schock umgehen, wenn uns wirklich klar wird, was wir angerichtet haben.

Angesichts dieser Tatsachen habe ich die Folgerung gezogen:

Ich möchte mit Menschen zusammen sein,
die diese Situation radikal ernst nehmen,
die die Schritte tun, die sie tun können,
die an der Veränderung arbeiten und nach neuen Wegen suchen.

Ich gehe davon aus, dass Verzicht, Kosten und Unbequemlichkeit tatsächlich unvermeidbar werden. Nicht, weil Politiker:innen das einfordern, sondern weil die Umstände uns dazu zwingen werden.

Andererseits ist bereits etwas Neues entstanden: Diese Arbeit bringt uns auf eine neue Weise zusammen, wir lernen zu verstehen, was uns wichtig ist und was wir bewahren möchten. Es bringt uns dazu, Grenzen zu überschreiten – der Generationen, der Parteien, unserer Denkmuster … Das hat mit Wertschätzung zu tun, mit Gemeinschaft, vielleicht auch mit Fürsorge. All das macht Mut und ich bin dankbar für jeden Menschen, der da mitgeht.

Als „Zugezogene“ habe ich Selm als eine Stadt kennengelernt, deren Bürger:innen immense Kräfte mobilisieren können, wenn es darauf ankommt. Ich vertraue darauf, dass das auch der Fall sein wird, wenn uns die Erde die rote Karte zeigt.

Mit herzlichen Grüßen
Petra Burkhart

Für Interessierte:

Jem Bendell:
Vorträge: https://youtu.be/daRrbSl1yvY, https://youtu.be/Ke1PCgiM3V4;
Zur Person: https://en.wikipedia.org/wiki/Jem_Bendell

Joanna Macy:
Interview: https://youtu.be/k1wUY6945kYhr
Buchtipp: Joanna Macy & Chris Johnstone: Hoffnung durch Handeln. Dem Chaos standhalten, ohne verrückt zu werden.
Zur Person: https://en.wikipedia.org/wiki/Joanna_Macy